Dienstag, 31. Mai 2016

; Projekt Semikolon ;

Bei meinem "Lauf gegen Depressionen" gab es auch einiges an Infomaterial, u.a. das Magazin "Miles!" für seelische Gesundheit und Emotionen. In einem Heft gab es einen Artikelt "Das Leben ist keine Generalprobe", über den Weg einer jungen Frau raus aus der Depression. Dort wurde Bezug genommen auf das "Project Semicolon", initiiert von Amy Bleuel 2013 aus den USA. Doch dazu später noch mehr.



Der ein oder andere Leser wird sie vielleicht auch schon öfter in den Social Media wahrgenommen habe, kleine und große Semikolons, die sich die Menschen an den verschiedensten Stellen des Körpers aufmalen oder -tätowieren lassen. Ich habe das mehrfach schon in der Realität und auch im Internet gesehen, bis dato den Sinn dahinter aber nicht verstanden und es als weiteren Trend, den ich nicht verstehe, abgehakt.
Aber was ist eigentlich ein Semikolon? Ein Semikolon wird benutzt, wenn der Autor einen Satz beenden kann, sich aber entscheidet, dies nicht endgültig zu tun ( es trennt stärker als ein Komma, aber verdeutlich im Gegensatz zum Punkt die Komplexität des Satzes).
 Amy Bleuel, selbst an starken Depressionen erkrankt schreibt auf ihrer Homepage:" Mit dem tätowierten Symbol kann ein Satz jederzeit beendet werden, doch der Autor hat sich entschlossen, dies nicht zu tun. Dieser Autor bist DU - und dieser Satz ist DEIN Leben!"
Diese Worte gingen bei mir wirklich durch Mark und Knochen, denn es beschreibt so viel mehr als diese paar Worte. Vermutlich bin ich gerade dabei, mein eigenes (im übertragenen Sinne) Semikolon zu schreiben. Ok, ich stand nie vor (ernsthaften) Suizidabsichten, stand also nie vor einem ernstahften Punkt, um den vorigen Satz zu beenden...aber ich wusste eben nicht, ob und wie meine Lebensgeschichte weiter geht. Mittlerweile weiß ich zumindest, DASS sie weiter geht. Zwar nicht immer auf die angenehmste Art und Weise, aber eben doch weiter, wenn manchmal auch nur irgendwie. Da ich "mein eigener Autor" bin, hab ich im positiven (aber auch im negativen Sinne), die (Qual der) Wahl, mich zu entscheiden, wie mein Satz weiter geht. Immerhin weiß ich mittlerweile viel eher, was ich nicht will. Und das ist ja auch schon mal etwas wert. Denn wenn man eine Zeitlang Probleme hatte, welche sich mit den Worten einer deutschen "Semikolonträgerin" am besten beschreiben lässt (" Depression ist für mich, wenn ich ohne Grund traurig bin. Depression bedeutet für mich, zuviel oder zuwenig zu schlafen. Depression bedeut für mich, Tränen zu vergießen, ohne den Grund zu kennen. Depression lässt mich das Gefühl haben, wertlos zu sein, obwohl ich glücklich sein sollte."), kann man nicht an das positive an seinem eigenen Dasein glauben.
Was ist nun die Hauptidee hinter "Project Semicolon"? Die Schwierigkeit zu überwinden, sich zu outen! Ja, bei mir wissen familiäres und der engste Freundeskreis Bescheid. Aber irgendwie schwingt immernoch die Angst mit, (und am Anfang war es noch schlimmer), dass man mich deswegen anders behandelt oder stigmatisiert wird, auch wenn ich das Glück (bisher) hatte, nicht die schlimmste Form einer Depression mein eigen nennen zu können. Bisher habe ich genau einmal den Mut gehabt, es einer "fremden" Person, nämlich jemanden, der mich vorher nicht kannte, davon zu erzählen. Die Reaktion war erstaunlich, denn auch er war schon einmal in Verhaltenstherapie...und so schließt der Kreis: Denn wir sind (nicht nur anzahlmäßig) mehr als wir glauben! Und auch ich habe mich getraut, "Project Semicolon" auf Facebook zu liken und mich somit dazu zu bekennen...auch wenn ich weiterhin damit nicht unbedingt hausieren gehen werde.

Sonntag, 29. Mai 2016

Lauf gegen Depressionen 2016

Mein heutiger Sonntag stand ganz im Zeichen des "Lauf gegen Depression Groß-Gerau". Zur Auswahl hatte ich auch noch den Stadtlauf von Sportcheck in Frankfurt, aber da ich gestern Bereitschaftsdienst hatte und derzeit auch mal wieder ein bisschen meine Knochen und Muskulatur schonen muss, hatte ich mich Mitte letzter Woche bereits für diesen Lauf entschieden. Die Sache an sich war mir auch sehr wichtig: Depressionen ist immer noch etwas, worüber nur sehr spärlich gesprochen wird und dann auch oftmals nur bei den schwersten Verlaufsformen oder bei einem erfolgten Suizid. Ich denke, es war für mich auch ganz gut, mal an "so einer" Veranstaltung teilzunehmen, um auch mal wahrzunehmen, dass man eben nicht ganz alleine mit diesem Mist ist (auch wenn es mir im Vergleich zu vor einem Jahr deutlich besser geht).
So machte ich mich also auf eine 45-minüte Fahrt (und diesmal auch ganz allein) nach Groß-Gerau. Obwohl ich nach dem Dienst relativ müde und unmotiviert war, konnte ich mich nach einer Dusche und einem Frühstück (und meiner Voranmeldung) doch mit guter Laune auf den Weg machen.




Ursprünglich hatte ich geplant (da ich durch den Dienst ja bisher keinen Longrun machen konnte), so 15km sprich 10 Runden der 1,5km Strecke zu machen. Ein Zeitlimit konnte ich im Internet nicht finden und so wusste ich auch nicht, wie lange man "rumzockeln" durfte...denn bei drückender Schwüle (und teilweise rauskommender Sonne), bissel Müdigkeit und einer zickenden Wade, war mir bewusst, dass es heute nicht um Zeiten, sondern wirklich um die Sache geht.
Ich ließ mich auf der Läuferliste abhaken und bekam mein Starterarmband. Ich schaute mich noch ein bisschen bei den Ständen um und begab mich zum Start. Geschätzt waren es ungefähr 200-250 Teilnehmer, darunter auch viele Walker und Nordic-Walker.
Los ging es mit einem echten Startschuss und wir fingen an, unseren Runden durch die Groß-Gerauer Fasanerie zu drehen. Viele Teilnehmer drehten mehrere Runden und für jede Runde gab es ein Rundenbändchen in Form eines Gummis.
 Ich merkte relativ schnell, dass bei diesen Bedingungen nicht viel drin war heute. So machte ich mit meinen 7 gelaufenen Runden wenigstens 10,5km voll und drehte noch eine Spazierrunde als 8. Runde und doch der Lauf von den Helfern beendet wurde. So habe ich mich immerhin heute immerhin 12 km "bewegt".


Was ich wieder gemerkt habe: Rundstrecken, die man öfter als 2x laufen muss, sind irgendwie nicht so mein Ding. Obwohl die Strecke durch die Fasanerie wirklich schön war, so war es doch irgendwie langweilig, immer wieder dieselben Bäume zu sehen.
Außerdem sind die Starts bei Schwüle und/oder Hitze zur Mittagszeit einfach nicht meins. Starts bei Läufen, die direkt nach einem Bereitschaftsdienst liegen sollten zeit- und streckenmäßig auch nicht zu hoch eingeordnet werden...dafür schlafen wir (wenn wir denn schlafen dürfen) im Dienst wohl doch zu oberflächlich und der Körper ist (unbewusst) müde.
Und ich übe wieder...ich übe die Geduld, dass mein Körper gerade wieder sagt, dass ich wieder ein Ticken zu viel in letzter Zeit gemacht habe. Mal sehen, welchen Kompromiss wir diesmal finden ;)
Rundherum war es eine nette Veranstaltung und ich bin schon auf Bilder und Zeitungsberichte gespannt. Wenn es terminlich passt, bin ich nächstes Jahr wieder dabei.

Sonntag, 22. Mai 2016

"Bedenke: Ein Stück des Weges liegt hinter dir, ein anderes Stück hast du noch vor dir. Wenn du verweilst, dann nur, um dich zu stärken, nicht aber um aufzugeben." Aurelius Augustinus (354-430) 

Zwar im Rahmen meiner Marathonlektüre gelesen, passt aber bei mir nicht nur auf den sportlichen Aspekt meines Lebens wie Ar*** auf Eimer...!

Am Rhein entlang

Wie die meisten wissen, breche ich jeden Samstag morgen (relativ früh) zu meinem langen Lauf am Wochenende auf. Warum meist Samstag? Weil ich dann ziemlich genau damit hinkomme, mit Pausentagen 4x die Woche laufen zu gehen. Unterbrochen wird diese Serie in der Regel nur von Bereitschaftsdiensten.

Seit längerem hatte ich mir schon überlegt, dass "immer nur in der Wetterau" auch ein wenig fad werden kann. In der Mainmetropole war ich bereits auch schon mal, da ist immer nur das Problem: wo parken? Und nach einem langen Lauf etwas umständlich mit der Bahn wieder heimzufahren ist auch nicht so der Brüller. Auch im Rahmen der Marathonidee hatte ich mir schon vor längerem überlegt, wo man denn  noch so ohne größeren Aufwand mal hinlaufen könnte. Da kam mir dann die Idee, dass ich doch mal von meiner Mama (die immernoch in meiner Heimat Wiesbaden wohnt), mal zu meinem Papa (der mittlerweile im Rheingau wohnt) zu laufen. Laut Google Maps sollten es auch "nur" ca. 18 km sein...also genau die richtige Länge. 
Dieses Wochenende hatte sich auch das Wetter wieder ein wenig berappelt und es war Sonnenschein und für den Nachmittag 22-25°C angesagt. So bot sich der Samstag morgen an, um diese "Mission" anzugehen.

Gesagt, getan, kurz vor 9 kam ich bei Mama an und starte um kurz nach 9 gen Oestrich.

 Da ich mich danach logischerweise auch in saubere Klamotten umziehen wollte, war es außerdem die primäre meines Lauf(- und Trinks)rucksacks für einen langen Lauf. "Angestest" hatte ich ihn schon mal am Donnerstag. Spannend war wirklich, auf wie wenig "Gepäck" frau sich beschränken kann, wenn sie es zum laufen  mit nehmen muss ;-)
Was ich nicht mitnahm, war etwas zu trinken...weil ich das hier bei meinen langen Läufen auch nie mitnehme. Diesmal hätte ich es allerdings lieber tun sollen, denn es wurde zwischenzeitlich schon sehr warm.
"Startschuss" fiel wie gesagt bei meiner Mama an der Haustür und los ging es erstmal bergab Richtung Rhein, ca.1,5km durch unseren schönen Schlosspark. Hier war ich auch gefühlt seit Jahren schon nicht mehr gewesen.

Direkt am Rhein entlang konnte ich dann die ersten 2 Stadtteile bereits hinter mir lassen. Ich merkte aber schon, dass meine rechte Wade und mein Sprunggelenk ein wenig beleidigt waren. Ich versuchte das ganze ein wenig zu ignorieren und konzentrierte mich auf die Eindrücke. Am Schiersteiner Hafen (wo auch mal die Schwimmstrecke des 70.3 IM Wiesbaden langführte), lag die "Tamara", ein kleines Schiff, welches meine Freunde und mich auf die gegenüberliegende Rettbergsau brachte und immer ein Highlight war. Auch die Paddler und Ruderer waren so früh schon fleißig und natürlich kam mir auch der ein oder andere Läufer entgegen. In der Überzahl waren über die Strecke gesehen allerdings die Rennradler 50+...die irgendwie nicht grüßen können.
Vorbei ging es nun an mehreren kleinen Naturschutzgebieten (wo auch schon wieder Störche zu sehen waren) und ich lief quasi an einer Allee ein Stück oberhalb des Rheins. Da der Weg relativ schmal und die Bäume ziemlich hoch waren, fand ich es fast ein bissel beengend: Ich konnte den Rhein nicht mehr sehen und mir fehlte die Weite in diesen Kilometern. Ich war sehr froh, als ich diesen Abschnitt hinter mir gelassen hatte und dann in der ersten Kleinstadt des Rheingaus angekommen war. Hier allerdings war die Beschilderung des Radwanderwegs etwas, sagen wir, dürftig.
Da ich möglichst weit unten am Rhein ohne großen Aufwand mit Höhenmetern laufen wollte, kam es hier zu einem ziemlichen Zickzack, weil ich immer wieder in der Sackgasse zum Fähranleger landete und dann doch feststellte, entlang einer Landstraße laufen musste, um meine Tour fortzusetzen. Obwohl ich nun den Rhein wieder links von mir sehen konnte und rechts von mir die Weinberge und die ein oder andere malerische Villa, hatte mich dieses hin und her doch ziemlich Kraft gekostet und ich bereute bereits jetzt, nichts zu trinken mitgenommen zu haben. Vorsichtshalber hatte ich diesmal auch Geld dabei und naürlich ein Handy (beide Elternfamilien wusste auch, dass ich diese Tour vor hatte), es wäre also ein leichtes gewesen, einfach sich in den Bus zu setzen und nach Oestrich zu fahren...aber das war ja nicht der Plan!
So war ich doch ziemlich froh, als ich durch Eltville lief und die Fachwerkhäuser genießen konnte. Hier merkte ich auch, dass ich acht geben musste: Der Körper schien müde und damit steigt bekanntlich die Verletzungsgefahr! Auf Kopfsteinpflaster kann das wirklich gefährlich werden.
Eltville passiert, ging es nun den Rest der Strecke entlang des Rhein, vorbei am Freibad immer weiter Richtung Rüdesheim.
Die Menschen hier wurden Gott sei Dank weniger und die Schiffe mehr...aber auch die Entenfamilien. Mindestens 10 Entenfamilien mit schon relativ großen Jungen waren am Wegesrand zu beobachten. Ich habe ja ein Heidenrespekt vor diesen Tieren mit ihren Kindern...wer auf einer Jugendfreizeit schon mal von einem wildgewordenen Schwan verfolgt wurde, kann sich vorstellen, warum.
Ich merkte, wie anstrengend dieser Lauf für mich war...vielleicht, weil ich wusste, dass ich diese Strecke in der Regel mit dem Auto in 20 Minuten bewältige? Weil es doch mehr Steigungen und wärmer als gedacht war? Ich habe keine Ahnung, ich wusste nur, dass ich ankommen will. Irgendwann ließen sich auf Gehpausen nicht mehr vermeiden. Auf Grund von Hochwassers, mit dem Ziel schon fast vor Augen, musste ich doch noch die ein oder andere Steigung, die direkt am Rhein zu vermeiden gewesen wäre, bewältigen. Vorbei am Hattenheimer Bahnhof , wo diverse Flötenwanderer (eine Weinwanderung hier im Rheingau) mich verdutzt bestaunten und erst auf den letzten Metern mir überhaupt ein wenig Platz machten und der European Business School. Endlich in Oestrich angekommen, überlegte ich noch kurz, ob ich mir nicht beim Rewe doch noch etwas zu trinken hole. Da es jetzt allerdings wirklich nur noch 800m bis zu der Haustüre meines Papas waren, entschied ich mich dagegen und lief den letzten Berg nach einer letzten Gehpause bis hoch in die Weinberge. Glücklich, dass ich es geschafft habe und froh darüber, dass es (endlich) vorbei war, stoppte ich meine Uhr und stellte verwundert fest, dass es doch über 20km waren und nicht etwa 18km wie Google Maps mir ausrechnete. Also bin ich gestern fast (wieder) einen Halbmarathon gelaufen...
"Verpflegung" in Form von Wasser gab es dann auch direkt durch die jüngste unseres Schwesterntrios, worüber ich sehr froh war :-)
Vorher und Nachher und die absolvierte Route

Das dieser Lauf nicht nur mental sondern eben auch körperlich für ich ziemlich anstrengend war, merke ich auch heute noch...denn ich bin wirklich froh, heute mal einen einigermaßen freien (Regenerations-)Tag zu haben ;-) 

Samstag, 14. Mai 2016

Aus aktuellem Anlass

Gesundheit, physischer und psychischer Natur ist nichts selbstverständliches, auch wenn wir häufig genau so damit umgehen.
Aus aktuellem Anlass kamen bei mir Erinnerungen von vor ein paar Jahren wieder hoch, als mein Papa an Krebs erkrankte. Diesen Anruf , der im Treppenhaus meiner Stuttgarter Wohnung began, werde ich nie vergessen! Auf einmal war ich nicht mehr die toughe, mitte 20-jährige OP-Schwester, die gerade etwas im Vorweihnachtsstress war, sondern einfach Kind. Ein Kind, was Angst um seinen Papa hatte, verstärkt durch die räumliche Entfernung, die Ohnmacht nichts tun zu können und mein medizinisches Wissen.



Glücklicherweise war es mit einer OP getan und weder die Folgen einer Chemo- noch einer Strahlentherapie mussten bewältig werden.
Gerade hat ein Freund von mir (nach gerade absolvierter Facharztprüfung!) erfahren, dass seine Mutter vermutlich einen bösartigen Brusttumor hat und macht nun ähnliches durch.
Als Kind ist man es gewohnt, dass die Eltern immer der letzte Anker sind, die für (fast) alles eine Lösung haben. Natürlich, altersbedingt dreht sich das irgendwann, wenn "die ganz Alten" irgendwann sich wieder durch Demenz etc. zu Kindern in Erwachsenenkörpern entwickeln. Man schiebt es dennoch (auch als Mediziner) sehr gern mental von sich weg. Dann trifft einen eine solche Diagnose wie ein Schlag ins Gesicht. Wenn man nun selbst der Anker sein muss, ist man erstmal hilflos und weiß gar nicht wie einem geschieht.

Man muss sich öfter bewusst machen, dass Gesundheit eben NICHT selbstverständlich ist und die Zeit, die man mit seinen liebtsten hat, bewusst nutzen.
Ich bin einfach nur froh, dass meine Eltern und mein nahes familiäres und soziales Umfeld (derzeit) gesund ist und dass das auch noch schön lange so bleibt!

Hmmm...

Mein Wings for Life World Run endete für mich im ersten Augenblick so:


Frustriert, dass ich mein Ziel nicht auch nur annähernd erreicht hatte. Wie in meinem vorigen Beitrag zu lesen, konnte ich aber das schlechte Gefühl, die Wut auf mich, den Frust, relativ schnell in umwandeln das Vorhaben, nächstes Jahr erneut zu starten.
Meine Arbeitswoche war zwar relativ kurz an Arbeitstagen, aber irgendwie fühlte ich mich nicht wirklich fit: Blase am Fuß (kleines Andenken an den Wings for Life), beginnende Erkältung, die irgendwie nicht richtig durch kommt, 2 Tage Kopfschmerzen wegen des Wetterumschwungs etc. pp. Trotzdem schaffte ich es, 2x Laufen zu gehen. Einmal nach dem Bereitschaftsdienst, wo ich ja schon darauf eingestellt bin, dass die Zeiten nicht so bombastisch sind. Und keine 24 Stunden später habe ich mal wieder einen Wake up run gemacht, weil mir das einfach total gut tut, auch wenn das bedeutet, dass um 3:50 der Wecker klingelt. Auch hier war meine Zeit schlechter als sonst.





Außerdem hatte ich auch mit kleineren muskulären und köchernen Zipperlein zu kämpfen, bei denen ich mittlerweile hellhörig werde, da ich letztes Jahr bereits meine Quittung dafür bekommen habe, als diese übergangen habe.
So habe ich mich heute schweren Herzens entschlossen, meinen allsamstäglichen langen Lauf ausfallen zu lassen. Für mich ist das ein weiterer Punkt zum Thema auf "Challenge Geduld". Denn ich war heute wirklich gar nicht laufen. Ein sehr seltsam Gefühl. Die erste Woche seit Monaten, in der ich "nur" 2x Laufen war und das erste Wochenende an das ich mich bewusst erinnere, an dem ich keinen langen Lauf und auch kein Alternativtraining im Studio auf dem Crosstrainer gemacht habe. Gut, gerade habe ich ein bissel Kettlebell- und Blackrolltraining gemacht, aber eben keine Ausdauer. 
Das Leben beginnt ja bekanntlich außerhalb der Komfortzone. Wenn ich bald Richtung Marathon starte, gehört eben auch die Regeneration dazu, was für mich bekanntlich mit die schwerste Aufgabe wird. Vielleicht ist das mein heutiges Training: Mal ein komplettes Wochenende ohne Laufen auszuhalten.
Oder läuft das (schon wieder) unter Ausreden finden?






Donnerstag, 12. Mai 2016

Mein Wings for World Life Run 2016 in München

Hier also ein kleiner Bericht zu meiner Reise zum Wings for Life World Run 2016 in München:

Der "Vorlauf"
Um bereits Freitag morgen nach München (bzw. in die Großstadt Benediktbeuern) fahren zu können, stand für mich an Christi Himmelfahrt noch ein Bereitschaftsdienst auf dem Plan, der im Vergleich zu den letzten Diensten relativ ruhig war und mir doch ein paar Stunden Nachtschlaf gönnte.
So konnte ich doch einigermaßen ausgeschlafen um Viertel vor 10 gen Südbayern starten. Bereits hier im schönen Hessen, war das Wetter schon mehr als wunderbar und ich genoss die Sonne. Auch der Regionalexpress nach Frankfurthatte diesmal nur 5 Minuten Verspätung, was ja quasi nichts ist. 
 Wie jedes Mal zog es mich auch diesmal in den sehr gut bestückten Zeitschriften und Buchladen und ich schlenderte ein wenig umher und war völlig entspannt.
"Gestört" wurde ich durch eine sehr aufgebrachte Asiatin. Bisher dachte ich immer, dass Asiaten per se zurückhaltend und freundlich sind. Hier lernte ich nun ein genau gegenteiliges Exemplar kennen: Diese Frau hatte offensichtlich ihre Geldbörse verlegt oder war bestohlen worden (was am Frankfurter Hauptbahnhof nichts ungewöhnliches ist) und veranstaltete ein riesen Theater. Sie schrie und tobte in dem Buchladen herum, dass die Geldbörse ja schließlich hier sein müsste und das die Angestellte gefälligst richtig suchen sollten. Mir taten die Angestellten schon ein wenig leid und ein wenig belustigt zahlte ich mit festem Griff an meinen Wertsachen eine Zeitung und eine Postkarte und machte mich wohlgelaunt auf den Weg zu meinem Zug.

Motto passend zum Tag und "Situationskomik"
Die weiteren Zugfahrt verlief ohne weiter Komplikationen (was ja bei der Deutschen Bahn nicht unbedingt selbstverständlich ist).

Samstag morgen war ein gemütliches Frühstück geplant, nur meine beste Freundin und ich :-) Ihre Kinder hatten wir morgens bei den Großeltern abgegeben und so machten wir uns auf den Weg nach Bad Tölz ins malerische Café Love. Direkt an der Isar zu frühstücken bei Traumwetter und 22°C ist einfach unbeschreiblich schön.

  
Danach machten wir uns gemütlich mit den Jungs auf in Richtung Münchener Olympiapark, um meine Startnummer abzuholen. Obwohl der Lauf mit 8000 Startern ausverkauft war, verteilten sich die Menschen sowohl bei der Startnummernausgabe als auch beim Lauf (plus deren Angehörigen) auf dem Gelände doch recht gut.
Die Startnummernausgabe inkl. Starterbeutel und T-Shirtausgabe lief zügig und gut strukturiert ab und die Helfer des Wings for Life Run Teams waren ausnahmslos sehr nett...was man von den Securitys einen Tag später nicht unbedingt behaupten konnte.


Auch meine musikalischen Freunde waren schon einmal hier :-)
Der Wettkampftag
"Eigentlich" ist diese Bezeichnung falsch, denn der gute Zweck und der Spaß sollten im Vordergrund stehen...und das hatte ich mir wirklich fest vorgenommen. Natürlich hatte ich trotzdem ein Ziel: Wenn schon der Halbmarathon unrealistisch sein sollte, dann sollten es doch wenigstens 15-20km werden, so mein Plan.
Mein Tag startete nach einem netten Grillabend mit Energymüsli und Vitaminen
Da der Start erst um 13 Uhr war, war mir ein relaxter Tagesbeginn vergönnt. Auch das Gruppenfoto mit dem "Run with the Flow" Team war erst für 11:30 angesetzt. So haben wir erst die Kinder meiner Freundin zu den Großeltern gebracht und fuhren dann bei Kaiserwetter gemütlich ins Olympiastadion.

Da es auch temperaturmäßig Richtung fast Sommer ging, trank ich natürlich im Vorfeld bewusst etwas mehr...was mir natürlich einige Klogänge bescherte, was mir irgendwann schon ein wenig peinlich war.
Die Stimmung, auch beim "Run with the Flow"-Gruppenbild war einfach super, alle Anwesenden hatten einfach nur Lust zu laufen, und der Wettkampfcharackter schien nicht so stark ausgeprägt.
Florian Neuschwander


Da mein Startblock sich mitten in der prallen Sonne befand, stelle ich mich etwas weiter hinten hin, um wenigstens noch ein bisschen Schatten zu bekommen...was sich im nachhinein als Fehler raus stellte. Sämtliche Zugläufer befanden sich weit vor mir, was mir aber erst später auffiel.




Es war Gänsehautfeeling pur angesagt, als um 13 Uhr weltweit 130 732 Läufer gleichzeitig starteten.
Wie schon beim Halbmarathon war der Start ziemlich beschwerlich: Nachdem es über Startlinie ging, stoppte es mehrfach, weil die Läufer sich in den relativ engen Kurven stauten. Außerdem wurde mir schon nach den ersten 100m klar, dass es doch deutlich wärmer als gedacht war.
Irgendwie kam ich überhaupt nicht in den Tritt: Die anfänglichen relativ häufigen unfreiwilligen Stopps nervten schon ziemlich, ich bekam für unbekanntes Seitenstechen, immer wieder kamen unerwartete Steigungen und der Kopf war absolut nicht frei. Der mentale Trick, sich auf die äußeren Eindrücke zu konzentrieren, um den inneren Zipperlein weniger Raum zu geben, klappte auch nur bedingt.
Eine Szene hat mich jedoch nachhaltig beeindruckt und erfreut: In einem Rollstuhl saß ein spastisch gelähmter junger Mann, links am Rolli hielt sich ein geistig Behinderter und rechts war ein blinder Läufer "angebunden". Geschoben bzw. geführt wurde das ganze von vermutlich Triathleten oder Läufer...und der Spaß, den alle Beteiligten hatten, war wirklich unverkennbar.
Womit ich sonst keine Probleme habe auch, wenn ich auf meinen langen Wochenendläufen unterwegs bin, ist der Durst. Dieser kam diesmal sehr schnell...immer im Wechsel mit der Frage, ob ich diesmal evt. zwischendurch mal das stille Örtchen aufsuchen müsste. 
Die bereits erwähnten unerwarteten Steigungen (der Lauf war als flach beschrieben), die Hitze, der plötzlich ausbleibende Wind, später die staubigen Feldwege machten mir sehr zu schaffen. Alles Ausreden, dass ich nicht weiter gekommen bin? Ich weiß es nicht.
Es war mental wie physisch ein sehr harter Lauf, so dass ich bereits nach 12,25 km vom Catcher Car eingefangen wurde und mein Rennen beendet war.
Im ersten Moment war mir wirklich nach Heulen zu Mute! Ich dachte wirklich, meine Ziele relativ realistisch gesteckt zu haben und dann das!
Glücklicherweise konnte ich das ganze relativ zügig wieder in die Kampfansage "Dann muss ich eben nächstes Jahr wieder her kommen um zu laufen!!!" umwandeln.
Im Ziel gabs erstmal eine (zumindest teilweise) verdiente Belohnung:




Fest steht: Vielen machten die Hitze zu schaffen. Auch Florian Neuschwander, der zwar wieder die Gesamtwertung für Deutschland gewann, hatte Probleme mit der Hitze sowie Fußprobleme und blieb mit 63,66 km deutlich hinter seinem 80km Ziel.


Also, nächstes Jahr muss und werde ich wieder kommen...angemeldet bin ich bereits!